Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Thema wiederkehrende Prüfung von elektrischen Anlagen ohne Dokumentation.
Dabei möchten wir darauf eingehen, wie man am besten vorgeht, wenn nur Bruchteile der Dokumentation oder gar kein Anlagenbuch vorhanden sind.
Zu finden sind diese Informationen in der Fachinformation E11 2024-01-01
Zu Beginn der Prüfung:
Zunächst müssen alle vorhandenen Dokumente vom Anlagenbetreiber eingefordert bzw. eruiert werden.
Viele Daten können vor Ort vom EVU oder vom Anlagenbetreiber erfragt werden.
(z.B.: Rechnungsdatum, Aufschriften im Verteiler etc…)
Dabei müssen zumindest ein paar Daten vorhanden sein, sofern zutreffend:
- Baujahr der Anlage
- Festlegung der zutreffenden Normen und Bestimmungen
- Netzsystem und Schutzmaßnahmen
- Verteilerbeschriftung (Stromkreisnummern und Schaltgeräte)
- Räume besonderer Art (hier könnte weitere Dokumentationen erforderlich sein)
- Informationen über Brandschutzmaßnahmen (Brandabschnitte)
Besichtigung und Teildemontage
Ist kein vorhergehender Prüfbericht zu finden, so müssen zusätzlich zur wiederkehrenden Prüfung folgende Teile demontiert und besichtigt werden:
- Verteilerabdeckungen (Nachzählerteil)
Dabei soll auf Mängel geachtet werden, wie fliegende Klemmen, Leiterquerschnitte und deren Absicherung oder falsche Kennzeichnung und Beschriftung.
- Zugängliche Verbindungsdosen, sofern Durchführbar
Dabei sollen die Klemmen auf festen Sitz und eventuelle Wärmeschäden kontrolliert werden, vor allem bei älteren Schraubklemmen.
Ist eine umfangreichere Dokumentation vorhanden, so muss folgendes vorhanden sein, oder nachgetragen werden:
Allgemeine Daten:
- Anlagenbezeichnung & Widmung
- Beschreibung des Umfanges (besondere Räume & Anlagen)
- Bescheide
- Adresse
- Auftraggeber
- Planer der el. Anlage
- Errichter der el. Anlage
- Zeitraum der Errichtung (wichtig bei Übergangszeiträumen bei Vorschriften)
- Netzbetreiber
Technische Inhalte:
- Angaben zur Netzversorgung
(Netzsystem, Spannung, Frequenz, Anschlussleistung lt. Netzbetreiber) - Angaben zur Anlage (Schutzmaßnahmen und Schutzvorkehrungen)
- Angaben der ggf. berücksichtigten Übergangsregelungen
- Vereinbarungen Anlagendimensionierung
(Gleichzeitigkeitsfaktor, Umgebungstemperatur, äußere Einflüsse) - Prüfberichte
Zeichnungen, Pläne und Diagramme:
- Bestandspläne
- Schemata von Verteileranlagen und deren Zuleitungen
(Verteilernummer, Querschnitte & Leitermaterial, Vorsicherungen) - Schemata der Erdungsanlage und des Potentialausgleichs
- Verteilerpläne mit umfangreicher Dokumentation
(Anordnung der verbauten Geräte, Einstellwerte, Klemmenlisten, Zu- und Ableitungen etc.) - Stromlaufpläne und Funktionsbeschreibungen zu Steuerungen
(zB. Motorsteuerung, Bussystem) - Vorhandene Überspannungsableiter
- Fotodokumentation von später schwer- bis gar nicht zugänglichen Stellen
Betriebs und Wartungspläne:
- Einstelldaten, sofern nicht auf Verteilerplänen angegeben
- Bedienungs-, Wartungs- und Prüfanleitungen
- Sammlung von Herstellerangaben (Beipackzettel von Produkten, wie zum Beispiel Leuchten)
- Technische Beschreibungen samt Funktionsprüfung für besondere Anlagenteile
Aufbewahrung:
Die elektrische Anlagendokumentation muss für die Lebensdauer der Anlage aufbewahrt werden und bildet die Grundlage für zukünftige Prüfungen. Bei Änderungen oder Erweiterungen ist die Dokumentation zu ergänzen bzw. zu ändern.
Verteilerpläne können dabei beispielsweise auch im Verteiler aufbewahrt werden.
Wir empfehlen zudem, ein Duplikat in die Dokumentation aufzunehmen, sollte der Verteilerplan verloren gehen.
Geöffnetes Gerät, bei Überprüfung:
Nicht fachgerechte Montage, da fehlende Hohlwanddose:
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