Das Aufstellen von Schaltgerätekombinationen (Verteiler) sollte nicht in Fluchtwegen erfolgen.
Dies ist in folgenden Normen & Richtlinien festgelegt:
- ÖVE E8101 Punkt 7-729 2019-01-01
- ÖVE E8001-2-30 Punkt 5.3.4 (weiterhin gültiger Punkt)
- OVE R12-1 2013-10-01 Punkt 7
- ÖVE R12-2 2019-01-01 Punkt 5.3
Was ist ein Fluchtweg?
Fluchtwege sind Wege oder Gänge, die ein rasches Verlassen aus dem Gefahrenbereich ermöglichen. Dabei müssen alle Türen als Notausgänge ausgeführt werden. Das bedeutet, dass diese Türen in Fluchtrichtung nicht versperrbar sein dürfen und dementsprechend gekennzeichnet werden.
Des weiteren müssen Fluchtwege direkt ins Freie, oder in gesicherte Fluchtbereiche führen. Diese Fluchtbereiche bedürfen besonderen Brandwiderstandsbestimmungen und Brandverhalten.
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Fluchtwegbreite
Schaltgerätekombinationen und deren Ein- und Aufbauten sind nur zulässig, wenn die geforderte Fluchtwegbreite erhalten bleibt.
Die nachfolgende Grafik zeigt die mindestbreiten, die bei geöffneten / geschlossenen Verteilertüren gefordert sind. Dabei ist auch die Richtung, in die die jeweilige Verteilertür angeschlagen ist.
Feuerwiderstandsdauer
Feuerwiderstandsdauer-Angaben dienen zur Bewertung von Brandschutzelementen wie Türen, Fenster oder auch Verteilergehäusen.
Dabei wird folgendermaßen Unterteilt:
- F30 für eine Feuerwiderstandsdauer von 30 Minuten
- F60 für eine Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten
- F90 für eine Feuerwiderstandsdauer von 90 Minuten
- F120 für eine Feuerwiderstandsdauer von 120 Minuten
- F180 für eine Feuerwiderstandsdauer von 180 Minuten
Welche Feuerwiderstandsdauer eingesetzt werden muss, kommt auf die baulichen Gegebenheiten an. Wesentliche Faktoren sind dabei die Fluchtweglänge oder auch die Anzahl der max. Personen im Gebäude.
Brandschutz im Verteilerbau
Wenn sich die Anordnung einer Schaltgerätekombination jedoch nicht anders lösen lässt, müssen diese mit nicht brennbaren Baustoffen vom gesicherten Fluchtwegbereich abgetrennt werden. Da Schaltgerätekombinationen als Brandlast und Zündquelle eingestuft werden, müssen gesicherte Fluchtwege -dazu zählen auch Stiegenhäuser- von diesen mit einem baulichen Brandschutz getrennt werden.
Hier möchten wir kurz auf einige Lösungen eingehen:
- Baulicher Brandabschnitt
Diese Lösung ist meist nur bei Neubauten möglich.
Dazu wird ein baulich getrennter Raum oder Nische vorgesehen, welcher mit Brandschutzelementen wie Brandschutztüren vom Fluchtweg getrennt ist. - Brandschutz-Verteilergehäuse
Es gibt von vielen Herstellern Verteilergehäuse, die bereits auf eine bestimmte Feuerwiderstandsdauer ausgelegt sind.
- Brandschutz-Vorsatztür
Diese Tür wird Aufputz auf den ursprünglichen Verteiler aufgesetzt und stellt somit eine Abschottung zum Fluchtweg dar. Diese ist auch eine sehr beliebte Form der Sanierung, da die Schaltgerätekombination nicht versetzt, oder das Gehäuse getauscht / gestemmt werden muss.
Praxis
Hier möchten wir kurz auf ein Beispiel aus der Praxis eingehen.
Im nachfolgenden Bild sieht man eine Verteileranlage.
An diese wurden mit kleinem Abstand Maschinen angeordnet. Dadurch ist die Fluchtbreite vom Arbeitsplatz (Hocker) zu klein.
Als Elektrotechniker müsste man nun den Anlagenbetreiber hinweisen, um der Hinweispflicht nachzukommen.